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Die Generationengerechtigkeit mit den Ypsilonern

Die Rentendebatte ist leider Gottes längst zu einer Angstdebatte geworden und das sogar generationenübergreifend. Die Alten machen sich Sorgen um ihre Bezüge und die Jüngeren gehen bereits jetzt davon aus, dass sie entweder erheblich länger arbeiten müssen oder sogar überhaupt keine Rente bekommen. Dass sie jetzt schon mehr einzahlen müssen und aber weniger herausbekommen, ist kein Ammenmärchen mehr. Mit einem Rentenniveau von 43 % schlittert eine ganze Generation auf die Altersarmut zu.

Privatvorsorge?

Die Lösung konnte bis vor kurzem noch auf großen Plakaten und sehr Gen-Y-freundlichen Werbeplakaten bestaunt werden – einfach privat versichern! Mit der Griechenlandkrise verschwanden dann die Plakate nach und nach von der Bildfläche. Würdest du deine Zukunft jetzt noch auf die Stabilität der internationalen Finanzmärkte verwetten? Ich weiß ja nicht… Kann man machen oder auch lassen. Dann vielleicht doch das Geld unter der Matratze ansparen und hoffen, dass es sich von alleine vermehrt.

Ich möchte wirklich keinen dazu zwingen, eine private Rentenvorsorge zu starten. Als Generation sollten wir eben nicht alleine und schon gar nicht individuell nur für uns nach der Lösung suchen.  Wenn Alt und Jung in einer Debatte über die eigene Zukunft systematisch gegeneinander ausgespielt werden, dann machen wir einen großen systematischen Fehler, denn die eigentliche Debatte muss an einer anderen Front geführt werden. Alte und junge Menschen sind eben keine homogene Gruppe. Und das nicht zuletzt auch wegen der Armutssituation in Deutschland. Ja, ich weiß wir können es schon nicht mehr hören. Es gibt nicht DIE Alten und DIE Jungen. Es gibt reiche junge Menschen, arme junge Menschen und ebenso sieht es auch im hohen Alter aus. Wenn man hier von einer gerechten Zukunftsplanung in Bezug auf die Renten spricht und dabei diese Unterschiede ausblendet, führt man eine wahrscheinlich scheiternde Diskussion und steht in wenigen Jahren wieder vor dem gleichen Problem.

 

Probleme einer heterogenen Gruppe

Wer kennt sie nicht: die Armutsschere, die generationenübergreifend immer weiter auseinandergeht. Das heißt, in dieser Debatte müssten wir weniger über einen Generationenvertrag reden, sondern vielmehr über einen neuen Gesellschaftsvertrag. Denn nur so könnte man in der Rente reparieren, was auf dem Arbeitsmarkt falschläuft. Und auf uns warten wirklich viele Probleme auf dem Arbeitsmarkt. Unbezahlte Praktika, Befristungen, unsichere Perspektiven und eine immer höhere Leistungserwartung. Wir erleben eine absolut andere Arbeitswelt als die unserer Eltern. Wir sind in ein System hineingeboren worden, für das wir eigentlich gar nichts können. Wir können nur versuchen, es zu verändern. Aber als Minderheit stellt sich dies doch als recht große Herausforderung dar. Wir brauchen also eine Unterstützung – am besten von der Mehrheit. Mein Slogan: Mehr Hoffnung statt Resignation. Wäre es hier nicht sogar sinnvoll, ein neues Fundament für die (neue) Rentenversicherung zu errichten, statt fortlaufend die Flicken zu stopfen? OK, vielleicht spinne ich jetzt zu viel rum.

Neues System?

Wir tragen als neue Generation ein schweres Erbe. Deutschland hat zig Milliarden Euro Staatsschulden – wir werden auch alle ein Anteil an Gorleben erben, auch wenn wir den nicht haben möchten. Woher also das Mehr an benötigtem Geld nehmen? Nun ja, man könnte mehr Frauen in Arbeit bringen, die Zuwanderung effektiv nutzen oder auch einfach länger arbeiten. Wahrscheinlich kommen wir nicht drumherum, uns in allen drei Säulen zu verwirklichen.

 

Hello, demografischer Demokratieabbau!

Neben diesem ätzenden Milliardenerben erleben wir dann auch noch einen mit der Demografie verbundenen Demokratieabbau. Uns bleibt auch nichts erspart. Während die Alten immer älter werden und auch personenstärker, kommt nicht die gleiche Menge junger Menschen hinterher. Das hat nicht nur Folgen auf die Rente, sondern auch auf die Politik.

Unter 18-jährige dürfen leider(?) nicht wählen gehen, das heißt, dass die Alten unter uns in unserer Demokratie auch immer mehr Macht bekommen. Hier geht es schließlich nach Wählerstimmen. Deshalb müssen die Jungen umso mehr für ihre und unsere Rechte kämpfen. Das mag vielleicht nicht besonders katastrophal klingen, was vielleicht auch an meinem ausgelutschten Schreibstil liegt, aber ohne Witz: Im Worst Case sind wir lost. Was passieren kann? Nun ja, stell dir mal vor, wie es wäre, wenn die Parteien ihr gesamtes Wahlprogramm auf die Älteren ausrichten. Weil die jungen Menschen ja eine eher bedeutungslosere Wählergruppe sind… Dümdüm…

Was meinst du dazu? Könnte eine Wahlberechtigung für U18 wirklich etwas bewirken? Lass mir einfach unten deinen Senf da.

 

Werden alte Menschen nur alte Politik wählen?

Es ist übrigens bereits heute so, dass jeder dritte Wähler über 60 Jahre alt ist und sich tatsächlich noch mit Rollator oder Krückstock zum grauenhaft-grauen Kasten schleppt. Ähnlich sieht es in den großen Parteien aus. Auch dort ist die Hälfte der Mitglieder eben über 60 Jahre alt.  Und wenn mir jetzt noch jemand erzählen möchte, dass die aber sich ganz stark für unsere Interessen einsetzen, dann kündige ich meinen Netflix-Account und lese wieder die Tageszeitung.

 

 

Was bedeutet überhaupt Generationengerechtigkeit?

Im Grunde genommen heißt Generationengerechtigkeit, dass es der nachfolgenden Generation nicht schlechter gehen sollte als der davor. Nach dem Motto: Unseren Kindern soll es mal besser ergehen. Aber auf gar keinen Fall schlechter. Das ist aber auch nur möglich, wenn wir uns darum bemühen, mehr Einfluss zu bekommen. Ich will nicht wie die Jusos reden, aber… – ach, Mist, der Satz ist schon kaputt… Also ich will ja nicht zu rot daherkommen, aber wir sollten unsere nachfolgende Generation ermutigen, für Ihre Rechte einzutreten. Werdet doch mal laut und schrill! Schließt euch anderen an. Holt euch große Partner und kämpft für euer Wahlrecht. Ihr habt sogar eine gute Zeit erwischt, denn es gibt aktuell viele Kampagnen, die sich für euch einsetzen (z.B. die Caritas). Letztendlich bedeutet Generationengerechtigkeit doch auch, dass jede Generation die gleichen Chancen auf ein gutes Leben verdient. Um es mit Ingrids Worten zu sagen (anderer Kontext – but You’ll get the idea) „We all deserve our best chance of a good life. I’m giving myself the best chance and so should you.“

Über deinen Senf (hier unten) freue ich mich wie immer sehr! 🙂

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4 Kommentare

  • Reply Kassandra21 Februar 15, 2016 at 11:21 pm

    Im Alterssicherungsbericht der Bundesregierung heißt es dazu: „Auffällig ist, dass insbesondere Bezieher geringer Einkommen noch zu wenig zusätzlich für das Alter vorsorgen.“ Rund 42 Prozent der Geringverdiener (Monatsbruttolohn unter 1.500 Euro) habe weder eine betriebliche Altersvorsorge noch einen Riester-Vertrag. Dabei werde dies „zukünftig immer wichtiger“.

    Noch irgendwelche Fragen zur Durchblickfähigkeit der Regierenden und ihrer Zuarbeiter?

    Nun ja, stell dir mal vor, wie es wäre, wenn die Parteien ihr gesamtes Wahlprogramm auf die Älteren ausrichten.

    Was ja bereits der Fall ist. Ich wäre durchaus dafür, daß U18 auch wählen darf. Aber es wäre noch wesentlich wichtiger, daß die ganzen Nichtwähler gerade auch meiner Generation – das wäre Ü40 aber U50 vielleicht auch mal den niedrig bezahlten Hintern aus dem Sessel heben und 43% von weniger als 2000 Euro brutto ausrechnen würden. Und dann auch mal wählen gingen.

    Denn das ist es, was 40% aller Arbeitnehmer so bekommen aktuell.

    • Reply Farina Februar 28, 2016 at 9:46 am

      Hallo Kassandra,
      vielen Dank für deine Ergänzung!
      Ich stimme dir absolut zu! Den Bericht werde ich bei der nächsten Zugfahrt mal überfliegen. Spannend!
      Liebe Grüße!

  • Reply June Februar 16, 2016 at 4:05 pm

    Fairer Weise muss ich, die mit einem fast 50zger zusammen ist, mal sagen, dass viele Ü50 und U60 die ich kenne, sich ziemlich doll an uns Ü30gern orientieren. Also Krückstock und Gehhilfe: Ich will mal sehen, wie du mit 60+ drauf bist. Ich hoffe nicht so, wie du die Älteren beschreibst. Da wärste dann von den meisten deiner Alterskollegen abgehängt. Mein Mann will zB surfen lernen, wenn er nicht mehr so viel arbeiten muss. Nix da Irgendwo-im-Leben-steck-Krise: Einfach nur so, um sich auszuprobieren. Alt sind er und seine Freunde, ebenso wie die gut 10/15 Jahre älteren Bekannten und Freunde in meinen Augen echt nicht. Und um ehrlich zu sein: Viele meiner Generation (bin Jahrgang 85) und jünger gammeln am Wochenende zu Hause rum und veranstalten regelmäßig Koch – oder Filmabende bei sich zu Hause, während die Oldies draußen unterwegs sind. Meine Eltern waren letztens im Berliner Club tanzen!
    Wollte ich mal so zu deiner Sorge, von verkalkten Gehhilfen bei den Wahlen vertreten zu werden, loswerden…glaube nicht, dass das sooo schlimm ist, wie du fürchtest.

    So und nun noch zu mir: Ich kriege definitiv keine Rente, ich war zu kurz angestellt und bin zu lange selbstständig. Ich habe auch nicht viel Geld auf der hohen Kante (was ist viel, kann ich mir nicht mal ein halbes Auto von kaufen) und bin auch nicht reich. Aber: Ich habe eine feste Beziehung, ich habe Kinder, und ich arbeite. Ich bin gesund und tue ne Menge dafür, dass das lange so bleibt. Ich habe gar kein Problem damit, mit 70 noch zu arbeiten – das heißt ja nicht, dass ich mit 70 noch racke. Nur, dass ich noch geistig fit bin und noch was mit meinen Energiereserven anzufangen weiß. Fänd ich schon cool, wenn ich mit 70 noch Umsatz machen kann. Vielleicht mehr, als heute?
    Es gibt zu viele junge Leute, die Schiss haben. ist meine Meinung. Wenn ich Angst hätte, würde ich nicht einfach machen, worauf ich Bock habe. Ich hatte grauenhafte Jahre, finanziell gesehen. Und ich hatte großartige Jahre. Von den grauenhaften darf man sich aber nicht ausbremsen lassen. Man darf nicht in Panik geraten. In den guten Jahren muss man leben und in den schlechten Jahren racken racken racken, damit schnell wieder gute Jahre folgen. Mein Mann, 20 Jahre älter, hat auch gute und schlechte Zeiten. Wir investieren das Geld das wir haben in zwei Dinge: Freizeit und Immobilien. Keine Ahnung ob das schlau ist, aber wohnen muss ja jeder irgendwo und Freizeit ist das Beste, was es gibt. Wir haben kaum Luxusgegenstände und gehen auch nie shoppen. Geldverschwendung. Heißt nicht, dass wir nix haben, im Gegenteil. Aber wir haben die meisten Dinge schon ganz schön lange. Pflegen alles, so, wie unseren Körper.
    Damit wir halt von allem möglichst lange möglichst viel haben. Ich glaub, wenn man nicht entspannt und mit dem richtigen Maß an die Gegenwart rangeht, kann die Zukunft nix werden. Dann hat man Stress vorprogrammiert. Oder einprogrammiert.
    Übrigens hab ich diese Einstellung von meinem Mann abgeguckt. Der hat mega viel Scheiße durch und ist trotzdem Optimist. Das war echt heilsam, ich komme eher aus so einem „Wenn du das und das nicht machst/hast/bist, wirst du in der Gosse enden“ – Haushalt (leicht übertrieben, aber nah dran).

    Also: Entspannen und nicht so viel Geld für unnützes ausgeben. Und das Leben genießen, ohne dauernd sorgenvoll in die Zukunft zu spähen. Krieg dein Leben jetzt auf die Reihe – das find ich auch schon ziemlich heilsam 😉

    • Reply Farina Februar 28, 2016 at 9:43 am

      Hey June,
      vielen Dank für deinen Senf. Es gibt viele Menschen, die auch davon ausgehen, noch mit 70 (oder älter) zu arbeiten. Das finde ich auch absolut realistisch – aber was passiert, wenn eines Tages die Krankheit zuschlägt? Pflegeheim? – Zu teuer. Keine Rente, kein Pflegeheim – dann gilt es neue Modelle zu erfinden oder alte auszubauen. Stichwort: Mehrgenerationenhaus. Flexible Pflegehilfen. Etc. Was denkst du darüber?
      Liebste Grüße!

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