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Die Shell Jugendstudie – Hintergründe und Methodik

Optimistisch sein, den Platz in der Gesellschaft finden, Job und Privatleben müssen sicher sein und Work-Life-Balance ist out – das sind ein paar Kernaussagen aus der aktuellen Shell Jugendstudie. Wie kommt man zu solchen Aussagen? Wer wurde befragt? Wie hat sich die Shell-Studie entwickelt?  In diesem zusätzlichen Artikel geht es um die Hintergründe der Studie.

 

Diese Jugendlichen gehören unter Beobachtung!

Ein Team hochbezahlter aber auch ebenso leistungsstarker Wissenschaftler und Forscher hat es sich seit 60 Jahren zur Aufgabe gemacht, herauszufinden, unter welchen Bedingungen und Herausforderungen junge Menschen in Deutschland aufwachsen. Dabei beobachten sie insbesondere, in welcher Weise sie die Herausforderungen bewältigen und welche Mentalitäten sich dabei herausbilden. Nein, es gab auch dieses Jahr keine signifikante Antwort für den unreflektierten AfD-Wahn junger Menschen in den unverbrauchten Bundesländern Deutschlands. Aber es gab die klare Ansage: Bildung ist wichtig und muss für alle Menschen möglich sein – unabhängig sozialer, kultureller und ökonomischer Bedingungen.

 

Die 17. Shell Jugendstudie

Die aktuelle Shell Studie ist Ende Oktober erschienen und widmet sich den politischen und sozialen Bedingungen, unter denen die Jugendlichen heute aufwachsen. Darüber hinaus wird hinterfragt, wie sie mit diesen entsprechenden Umständen umgehen, wie alle Umstände auf die Persönlichkeitsentwicklung wirken und wie sie sich in den verschiedenen Lebenswelten zwischen Schule, Familie, Freunde und Freizeit entwickeln. Befragt wurden junge Menschen im Alter zwischen 12 und 25 Jahren. Manch einem sträuben sich da schon die Nackenhaare, da der Unterschied zwischen einem 12-jährigen und einem 25-jährigen Menschen doch recht groß ist. In Geburtenjahrgänge bezieht sich das auf Personen, die zwischen 1990 und 2002 geboren wurden. Es schließt somit direkt bei der Generation Y an und behandelt inhaltlich eigentlich schon die Generation Z, wenn man an der alphabetischen Reihenfolge anschließen würde. Aber da es für die Gen Y nicht wirklich eine klare Abgrenzung gibt, können wir hier auch keine klare Aussage zur Gen Z treffen.

Gemeinsam haben die Teilnehmenden schon einmal, dass alle im wiedervereinigten Deutschland aufgewachsen sind und daher eine wirklich interessante Generation darstellen könnten. Für sie sind Ost-West-Konflikte, Wiedervereinigung und Ossi-Witze mittlerweile eher abstrakt als real. Diese Krisen, die eine ganze Generation gravierend beeinflussten, fallen für sie komplett weg. Irgendwie schön. Leider fällt damit aber auch der Erfahrungshorizont weg. Die neue Generation muss andere Erfahrungen machen und damit die Welt für sich selbst an neuen Maßstäben orientierend herstellen.

 

Die letzten 10 Shell-Studien Jahre

Eigentlich müsste man bei diesem Rückblick schon im Jahr 2002 ansetzen, denn damals kam man durch die Shell-Jugendstudie zum Entschluss, dass Jugendliche zu jener Zeit sehr pragmatisch und unideologisch ihren Lebensweg wählten. Sie hätten ein Ziel, bleiben dabei aber individuell und finden mit einem optimistischen Leitgedanken à la „Wird schon gut gehen“ ihren Platz in der Gesellschaft. Aber damit nicht genug – es wurde auch noch herausgefunden, dass es eine Neuorientierung der Werte weg von den postmaterialistischen Lebensstilen hin zu einer Orientierung an traditionellen Wertvorstellungen von Wohlstand, Fleiß und Sicherheit gab. Und genau hier setzen die darauffolgenden Studien auch wieder an.

 

2006: „Eine pragmatische Generation unter Druck“

Im Jahr 2006 stellte man dann also fest, dass sich bei der Werteorientierung nicht viel geändert hat. Wohl aber hat sich eine starke Unsicherheit unter den jungen Menschen entwickelt – kommt uns doch irgendwie bekannt vor. Es wurden anscheinend Zweifel und Unsicherheiten über die eigene Lebensplanung geäußert. Eine gewisse Angst vor dem Versagen stand bei dieser Studie im Vordergrund – daher auch der Untertitel der Studie: „Eine pragmatische Generation unter Druck“. Dies ist die Studie, die sich vor allem der Generation Y widmet. Aber auch 2010 waren wir wieder Thema in der Shell Jugendstudie.

 

2010: „Eine pragmatische Generation behauptet sich“

Während auch im Jahr 2010 die pragmatische Grundhaltung noch deutlich erkennbar war, löste sich jedoch der Druck erheblich. Die Folge war mehr Optimismus in Hinblick auf die eigene Zukunft. Die Jugendlichen orientierten sich erstmals wieder an Leistung, suchten nach individuellen Möglichkeiten zum Aufstieg und der Selbstverwirklichung und wiesen der Beziehung eine hohe Bedeutung für das allgemeine Wohlbefinden zu (Shell-Jugendstudie 2015, 34ff). Bei den jüngeren Teilnehmenden wurde übrigens auch vermehrt ein politisches Interesse verzeichnet, was sich auch fünf Jahre später widerspiegelt.

 

2015 „Eine pragmatische Generation im Aufbruch“

Der Untertitel der aktuellen Shell Jugendstudie macht bereits deutlich, dass man sich von der Begrifflichkeit der pragmatischen Generation nicht ganz lösen möchte. Ähnlich wie bei der Jugendphase wird hier eine ganze Generation in die Pubertät gesteckt. So erleben alle schön gemeinsam die Pubertät erneut – bis zum Aufbruch. Also bis jetzt. Ganz bewusst stellte man sich bei der aktuellen Studie die Frage, ob sich politische und gesellschaftliche Interessen weiterhin durchsetzen würden. Da bereits 2010 abzulesen war, dass es sich bei der gesellschaftlichen Öffnung eher um ein Randthema handelte, sollte nun hinterfragt werden, wer sich denn eigentlich für was interessiert und wie sich die Unterschiede zwischen Männlein und Weiblein abzeichnen lassen. Sind Frauen zum Beispiel leistungsorientierter als Männer? Haben sich in den vergangenen Jahren eigentlich die Chancen der Benachteiligten im Bildungssystem am Arbeitsmarkt verringert oder vergrößert?

Die

Wie wird bei der Shell Jugendstudie geforscht?

Für manch einen Hobbyforscher mag das ganze Thema super spannend klingen. Nachmachen ist bei einer dermaßen großen Kohorte jedoch nicht empfehlenswert – es sei denn, du hast ein Team hochqualifizierter Professoren und Doktoranten, die sich aus lauter Leidenschaft diesem Thema für mindestens fünf Jahre widmen möchten.

Ich kann hier folgendes Erhebungsmethode empfehlen, die sich seit 2002 konstant bei der Shell Jugendstudie gehalten hat:

„(…) eine vollstandardisierte quantitative Erhebung bei einer repräsentativ angelegten Stichprobe, die durch leitfadengestützte qualitative Interviews bei nach systematischen Gesichtspunkten ausgewählten Jugendlichen ergänzt wurde.“ (Shell Jugendstudie 2015, 389).

Alles klar! Es gab also zunächst eine quantitative und anschließend als Ergänzung eine qualitative Befragung.

 

Quantitative Befragung

Bei der repräsentativen Stichprobe, in diesem Fall eine Quotenstichprobe, hat man zunächst geschaut, wer mit welchen Merkmalen in den vorhergegangenen Studien befragt wurde. Damit man einen möglichst guten Vergleich hinbekommt, sollten Jugendliche mit gleichen Eigenschaften wieder befragt werden. Solche Eigenschaften können beispielsweise „Schulabschluss: Hauptschule“ oder „Bundesland: Thüringen“ sein.

Befragt wurden Jugendliche im Alter zwischen 12 und 25 Jahren im Zeitraum zwischen Anfang Januar bis März 2015. Befragt wurde diesmal wieder persönlich-mündlich von gut geschulten Interviewerinnen und Interviewern. Die Grundlage der quantitativen Befragung bestand aus einem fest vorgegebenen, standardisierten Erhebungsinstrument im computerunterstützten Verfahren. Das heißt, es gab die gleichen Fragen für alle. Die Ergebnisse wurden dann gleich in den mitgeführten Laptop eingetippt.

 

Qualitative Erhebung

Hier ändert sich bei der Zielgruppe schon mal nichts. Es wurden 21 leitfadengestützte Interviews durchgeführt – ebenfalls zwischen Januar und März 2015. Die Teilnehmer waren bereits bei der quantitativen Befragung dabei und wurden am Ende des Interviews gefragt, ob sie Interesse hätten, noch ein tieferführendes Interview zu geben. Fast 1.000 Jugendliche erklärten sich einverstanden. Bei der Auswahl der Interviewpartnerinnen und –partner wurde auf eine gleichmäßige Verteilung (Alter, Geschlecht, Bildungsstatus, Schulform) geachtet. Anders als beim herkömmlichen Interview wurden hier nicht nur einfach Fragen gestellt, sondern ein Kärtchenspiel integriert, was das ganze Gespräch etwas auflockerte und für die Fragestellungen eine aufschlussreiche Methode war (Shell-Jugendstudie 2015, 395).

 

Alle Grafiken und Zusammenfassungen zur Studie findest du übrigens hier. Du kannst dir alles kostenlos herunterladen und dich weiter informieren.

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